Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.

Die Grundfähigkeit des Schreibens nimmt beim Erlernen von Fremdsprachen einen besonderen Platz ein, da sie meist außerhalb eines Weiterbildungsformats (also im Selbststudium) trainiert werden soll, um nicht wertvolle Kurszeit mit „stillem“ Schreiben zu blockieren. Das Resultat braucht jedoch unbedingt Feedback durch die Lehrenden, damit sich die Teilnehmer:innen verbessern können. 

Oft höre ich im Training, dass die Teilnehmer:innen das Schreiben als weniger problematisch als das Sprechen erachten, weil sie bei der Produktion mehr Zeit haben und Hilfsmittel wie Online-Wörterbücher und Übersetzungshilfen verwenden können. Das stimmt natürlich! Allerdings ist zu beachten, dass dieser Segen auch ein Fluch sein könnte, denn das Resultat ist schwarz auf weiß sichtbar, während Fehler oder Ungenauigkeiten beim Sprechen bald wieder in Vergessenheit geraten. Demnach ist es wichtig, Schreiben zu üben, wenn jemand es im beruflichen oder privaten Umfeld braucht.

Warum hilft uns Schreiben beim Spracherwerb?

Wer schreibt, muss seine Gedanken sortieren und auf nachvollziehbare Weise darlegen. Das fördert den Wortschatz und hilft, grammatikalische Kenntnisse aktiv in größerem Rahmen und nicht nur in gezielten Lückentexten anzuwenden. Dabei ist natürlich jedes Hilfsmittel erlaubt. Oft meinen Teilnehmer:innen, sie dürften beim Üben keine Wörterbücher oder Übersetzungshilfen verwenden. Das ist ein Irrglaube, denn auch durch Nachschlagen lernt man. Wichtig hierbei ist, kritisch zu hinterfragen, ob die Ergebnisse auch für den eigenen Kontext passen. 

Leo ist zum Beispiel ein beliebtes Online-Wörterbuch. Es ist umfangreich, wird laufend aktualisiert und prinzipiell gut einsetzbar. Doch es birgt seine Tücken, da es bei den Ergebnissen oft wenig bis keinen Kontext liefert. Ein Beispiel hierfür: Eine Teilnehmerin wusste, dass ich zu Beginn des Trainings als Warm-Up immer erfrage, was sie am Wochenende gemacht hat. In dem Fall hatte sie ein Zimmer gestrichen und sich diese Info auch schon für den Kurs vorbereitet. Da ihr das Wort „streichen“ nicht geläufig war, fragte sie „ihren besten Freund“ Leo, der prompt „stroke“ lieferte. Das Ergebnis war dann: „I stroked the walls“ (Ich habe die Wand gestreichelt). You see, what I am getting at?  

Wie vermeidet man solche Fehler? Man konsultiert einfach ein einsprachiges Wörterbuch, wie zum Beispiel das Oxford Advanced Learner’s Dictionary und überlegt, ob das Wort auch für den Kontext passt. 

Aber zurück zum Schreiben: Wie kann man nun die Fähigkeit des Schreibens sowohl innerhalb des Sprachtrainings als auch im Selbststudium verbessern?

  1. Täglich schreiben: Setzen Sie sich das Ziel, jeden Tag etwas in der Zielsprache zu schreiben, sei es ein Tagebucheintrag, eine To-Do-Liste oder einfach nur ein paar Sätze zu einem bestimmten Thema. Im Businesskontext könnten Sie auch E-Mail Bausteine erstellen, die Sie immer wieder benötigen. 
  2. Feedback einholen: Bitten Sie Ihren Lehrenden, Ihre schriftlichen Arbeiten zu überprüfen und Ihnen konstruktives Feedback zu geben.
  3. Lesen und imitieren: Lesen Sie Texte in der Zielsprache und versuchen Sie, den Stil und die Struktur zu imitieren. Dies hilft Ihnen, sich mit verschiedenen Ausdrucksweisen vertraut zu machen.

So, happy writing, everybody!